Das Scriptorium am Rheinsprung Basel
Wenn man in Basel von der Mittleren Brücke die schmale Gasse, den Rheinsprung, hinauf zum Münster geht, schmiegen sich rechter Hand einige kleine Fachwerkhäuschen eng an die Stützmauer der Martinskirche, die hoch darüber thront.Das untere Eckhaus dieser Reihe trägt den Namen “Meister Sonnenfros Hus” und die Jahreszahl 1437 gut sichtbar an der Fassade und beherbergt seit dieser Zeit Handwerker verschiedenster Berufsgattungen, unter anderem Schneider, Schuhmacher und den namensgebenden Pedro Sonnenfro, seines Zeichens Kielmesser-Schmied.
Seit 1983 befindet sich in diesem Haus, das mit 14m2 Grundfläche wohl zu den Kleineren im Kanton Basel-Stadt gehört, eine Schreibstube: das Scriptorium am Rheinsprung des Kalligraphen Andreas Schenk, wohl der letzte hauptamtliche Schreiber mit eigenem Kontor.
Sein Arbeitsplatz ist voller spannender Utensilien, die aus einer anderen Zeit stammen: Tintenfläschchen aus Glas und Porzellan mit Tinten und Tuschen, Federhalter mit Schreibfedern in allen möglich Farben, Pinsel, Papiere, Pergamentrollen, Fläschchen, Döschen und Reagenzgläsern mit allerlei Pigmenten und Pulvern, Gänse – und Schwanenkiele, Siegellampen, Siegelstangen, Petschaften, Töpfchen mit Muschelgold und Muschelsilber, ausserdem verschiedenste eigenartige Schreibgeräte, dazu jede Menge Gingernillis (Krimskrams), Knochen, Bilder, Postkarten, Fotos, Zeichnungen, und vieles mehr: für den Kalligraphen oft Erinnerung und Inspiration zugleich.
Als Andreas Schenk das Haus im Jahre 1983 von der Stadt Basel übernehmen konnte, hat er es ein Jahr lang von Grund auf renoviert, soweit möglich mit den historisch korrekten Materialien: Sumpfkalk an den Wänden, alten Tonplatten auf dem Boden und handgehobeltem Tannentäfer in der Stube im 1. Stock.
In dieser Atmosphäre entstehen Auftragsarbeiten wie Familienwappen, Weinetiketten, Visitenkarten, Urkunden aller Art, Einladungen, Signets, Menukarten, Stammbäume u.s.w. sowie freie Kalligraphien und Kalligraphie-Bilder.
Ausserdem kann man im Scriptorium auch verschiedenste Kalligraphie-Utensilien erwerben und dem Meister bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.



